Berliner Zeitung vom 17.09.2001 – 22 Säcke voller Müll


Vielleicht die erste Erwähnung der Aktion in der deutschsprachigen Presse  haben wir in der Berliner Zeitung vom 17.September 2001 gefunden. Steafan Strauss war vor Ort und befragte Ehrenamtliche Helfer, ob sie denn an einem so schönen Tag nichts besseres vorhatten, als die Strassen im Kiez zu kehren…

Hier der Artikel:

Kreuzberger Anwohner putzten am Sonntag ihren Kiez
von Stefan Strauss

Wer kommt auf die Idee, sonntags die Straße zu kehren und Straßendreck wegzuräumen? Freiwillig und bei sonnigem Wetter? „Eigentlich“, sagt Nalan Mamczek, „würde ich jetzt mit meinen drei Kindern in den Park fahren. “ Stattdessen schiebt die Sozialarbeiterin einen breiten Straßenbesen durch die Adalbertstraße. Unter dem Motto „Das bunte Kreuzberg putzt sein Zuhause“, hatte die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Kreuzberg an Berlins erstem Freiwilligentag zur großen Putzaktion im Wohnviertel SO 36 aufgerufen. Etwa 50 Anwohner zogen in Putzkolonnen durch den Kiez zwischen Kottbusser Tor und Waldemarstraße. Mit Schippen und Besen der BSR sammelten sie den Straßendreck ein, holten Unrat aus Gebüschen und Hauseingängen.

Filiz Müller-Lenhartz vom AWO-Begegnungszentrum an der Adalbertstraße hat den Reinigungstag organisiert. Auch Sozialstadtrat Lorenz Postler (SPD) und Baustadtrat Franz Schulz (Grüne) fegten mit. Filiz Müller-Lenhartz hofft: „Alle sollten überlegen: Was können wir für den Kiez tun?“ Daraus sollen später Gesprächsrunden entstehen.

Passanten und Ladenbesitzer reagierten zurückhaltend. An der Kneipentür der „Roten Rose“ an der Adalbertstraße schaute Burkhard Koisch zu: „Wir haben hier unsere eigene Ordnung. “ Auch Güleryüz Niyazi, Inhaber des Internetcafés Tutku, blieb skeptisch: „Durch solche Aktionen wird ein Müllproblem erst produziert. “ Mittags waren 22 Müllsäcke gefüllt mit Papierresten, Scherben und leeren Dosen.

Die Uno hat für 2001 das „Internationale Jahr der Freiwilligen“ ausgerufen. Am Sonntag sind in Berlin 25 Freiwilligenprojekte mit Hilfe der Freiwilligenagentur „Treffpunkt Hilfsbereitschaft“ entstanden. Neben der Putzaktion wurden unter anderem Gartenarbeiten im Mauerpark durchgeführt. Andere Menschen säuberten das Mahnmal in der Rosenstraße. Sozialsenatorin Gabriele Schöttler (SPD) beteiligte sich an Malerarbeiten im Evangelischen Krankenhaus Herzfelde.